Strawinski: Feuervogel

Der Menschheitstraum vom Fliegen, die Grenzen der Technik, jugendliche Selbstüberschätzung: Die Sage von Ikarus, der sich auf mit Wachs angeklebten Schwingen in die Lüfte erhebt, aber dann abstürzt, weil er der Sonne zu nah kommt und das Wachs schmilzt, bewegt uns bis heute – wie auch Lera Auerbach, die ihrem Werk «Icarus» diesen Titel freilich erst nach der Komposition gegeben hat. Vom griechischen Mythos zum russischen Volksmärchen spannt sich hier der Bogen, bis hin zu Igor Strawinskis Suite aus dem «Feuervogel», dessen eine zauberkräftige Feder eine wichtige Rolle im kompletten Ballett spielt. Mit einer schwerelos schwebenden Kantilene setzt dazwischen Sergej Prokofjews erstes Violinkonzert ein, um dann später kapriziöse Funken zu schlagen, die eines Feuervogels ebenfalls würdig wären. Dazu die kluge musikalische Argumentation von Samuel Barbers «Second Essay», einst uraufgeführt von Bruno Walter in New York – und fertig ist das glitzernde Programm, mit dem die japanisch-kanadische Geigerin Karen Gomyo und die russisch-amerikanische Dirigentin Lidiya Yankovskaya bei den Tonkünstlern debütieren.